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Hochschul-Barometer 2018 zum Thema Stiftungsprofessuren

Die von Stifterverband und Heinz Nixdorf Stiftung initiierte Befragung beschäftigte sich auch mit der Frage: Wie bewerten die Hochschulleitungen das Förderinstrument Stiftungsprofessuren?

Stiftungsprofessuren sind ein wichtiges Instrument des privaten Engagements zur Förderung der Wissenschaft. Für Hochschulen sind die privat finanzierten Stellen eine Möglichkeit, mehr personelle Ressourcen für die Lehre bereitzustellen, neue Fachdisziplinen zu finanzieren und die Wettbewerbsfähigkeit in der Forschung zu stärken. Laut amtlicher Statistik waren im Jahr 2016 806 Stiftungsprofessuren an deutschen Hochschulen tätig. Der Anteil an allen Professuren beträgt 1,7 Prozent. Rund 60 Prozent werden von Unternehmen finanziert, 40 Prozent von Stiftungen.

Die Einrichtung von Stiftungsprofessuren stößt allerdings in Teilen der Öffentlichkeit und Wissenschaft auf Kritik. So werden insbesondere Abhängigkeiten vom Mittelgeber und eine Schwächung nicht verwertungsorientierter Grundlagenforschung unterstellt. In der großen Mehrheit teilen die befragten Hochschulleitungen diese Sorgen nicht. Doch inwieweit erfüllt heute das Instrument insgesamt die Erwartungen der Hochschulen? Welche Chancen und Herausforderungen werden damit verbunden?

 

Gute Noten für Stiftungsprofessuren

Die überwiegende Mehrheit der Hochschulleitungen ist mit den an ihren Hochschulen eingerichteten Stiftungsprofessuren zufrieden. Mehr als 80 Prozent der Präsidenten und Rektoren schätzen dieses Förderinstrument als wertvoll ein. Das trifft gleichermaßen auf staatliche wie private Einrichtungen zu. Die befragten Hochschulen hatten im Jahr 2017 durchschnittlich 2,9 aktuell laufende Stiftungsprofessuren. Staatliche Universitäten konnten dabei mehr als dreimal so viele Professuren wie staatliche Fachhochschulen gewinnen. Damit zeigt sich, dass Anwendungsorientierung, die bei Fachhochschulen tendenziell größer ist, allein kein Motiv für die Einrichtung eines geförderten Lehrstuhls ist.

Hohe private Investitionen in die Wissenschaft

Die Finanzierung einer Professur ist ein großes Investment für die Stifter. Im Durchschnitt betrug das Fördervolumen für eine Stiftungsprofessur 118.000 Euro im Jahr 2017. Die Finanzierung ist dabei in der Regel mindestens auf fünf, teilweise auf zehn Jahre angelegt. Überdurchschnittlich hoch liegen die Aufwendungen bei der Einrichtung einer Stelle an den staatlichen Universitäten. Entsprechende Stellen an spezialisierten Hochschulen liegen im Fördervolumen hingegen weit darunter. Ein Grund dafür sind Unterschiede bei den Kosten für das wissenschaftliche Personal, aber auch die unterschiedlichen Mittel, die für die Ausstattung eines Lehrstuhls benötigt werden, etwa die technische Infrastruktur.

Sorge um Finanzierung statt Angst vor Abhängigkeit

Die Hochschulleitungen sorgen sich vergleichsweise wenig um unangemessene Einflussnahme durch die Mittelgeber. Mehr als drei Viertel sehen keinerlei Interessenkonflikte, zum Beispiel bei der Wissensverwertung und Veröffentlichungen. Dagegen ist die Fortführung einer Stiftungsprofessur die größte Herausforderung für das Förderinstrument. Mehr als 80 Prozent der Befragten bestätigen, dass eine Finanzierung der Stiftungsprofessuren und deren Übernahme in den regulären Stellenplan nach Ablauf der Förderung Schwierigkeiten bereitet. Im Durchschnitt wird, laut Befragung, etwa jede zweite Professur übernommen. Das zweitgrößte Hindernis ist die mangelhafte Einbindung eines Stiftungsprofessors in die Strukturen der Hochschule.

Motivation: Eher Forschung als Lehre

Die Motive der Hochschulen für die Einrichtung von Stiftungsprofessuren sind vielfältig. Dabei werden Forschungsziele etwas häufiger genannt als Verbesserungen in der Lehre. So erhofft sich die große Mehrheit aller Hochschulleitungen durch die Einrichtung einer Stiftungsprofessur mehr Ressourcen für die Forschung (82,8 Prozent) und die Entwicklung von neuen Forschungsschwerpunkten (73,6 Prozent). Knapp 60 Prozent zielen auch auf eine Stärkung bei der Anwendungsorientierung der Forschung. Mehr Praxisbezüge im Studium (61,5 Prozent) und mehr Ressourcen in der Lehre (55,4 Prozent) werden etwas seltener als Motivation für Stiftungsprofessuren genannt. Wichtiger sind den Entscheidern dagegen die Stärkung des Hochschulprofils und der Ausbau von Kooperationsbeziehungen mit den Partnern aus der Wirtschaft.

Erwartungen werden erfüllt

Eine Stiftungsprofessur ist ein attraktives Förderinstrument für die Hochschulen. Die meisten Erwartungen der Präsidenten und Rektoren werden dabei tatsächlich erfüllt. Am besten gelingt dies bei der Ausweitung der Ressourcen für die Lehre, wobei dieses Motiv von den Hochschulleitungen gar nicht an oberster Stelle genannt wurde. Demgegenüber war die Förderung von Forschung das wichtigste Ziel bei der Einrichtung einer Stiftungsprofessur. Die große Mehrheit sieht auch diesen Zweck erfüllt, nur ein Viertel der Hochschulleitungen hat hier Zweifel. Überdurchschnittlich gut bewerten staatliche Universitäten dabei die gewonnenen Ressourcen für die Forschung und die Förderung neuer Fächer.

Für das Hochschul-Barometer werden jährlich die Hochschulleitungen in Deutschland zu ihren Einschätzungen der aktuellen Lage der Hochschulen, zu drängenden Herausforderungen und geplanten Entwicklungen befragt. Die jeweilige Grundgesamtheit der Befragungen umfasst alle deutschen Hochschulen, die zum Befragungszeitpunkt staatlich oder staatlich anerkannt sind und unbeschränkten Studienzugang bieten. Zum Zeitpunkt der letzten Befragung (November bis Dezember 2017) waren es 393 Hochschulen. Das Hochschul-Barometer erzielte in den vergangenen fünf Jahren einen hohen Rücklauf von 40 bis 56 Prozent.

Website zum Hochschul-Barometer